Nachruf für Werner Gier
Mit tiefem Bedauern nehmen wir Abschied von
Werner Gier, dem Gründer unserer
Missionsgesell-schaft "Evangeliumsteam für
Brasilien (ETB)", der am 21. November 2025
nach längerer Krankheit verstorben ist. Sein
Leben war geprägt von unermüdlichem Einsatz
für die Verbreitung des Evange-liums und der
Unterstützung der Menschen in Brasilien. Sein
Herz schlug für Kinder und Jugendli-che aus den
Favelas von Ijuí und Dourados, die in
schwierigen Verhältnissen lebten, er gab ihnen
Hoffnung und Perspektiven. Werner war ein
visionärer Leiter, er hatte die Gabe, Menschen zu
in-spirieren und sie zu ermutigen, Jesus in ihr
Leben aufzunehmen. Unter seiner Leitung
wuchs die Mission zu einer wichtigen Stimme für
die Hoffnung und den Glauben. Sein
unerschütterlicher Glaube und seine positive
Einstellung werden uns allen in Erinnerung
bleiben. Wir sind dankbar für die Spuren, die er
in vielen Menschen hinterlassen hat. Möge der
Frieden Gottes, den Werner so leidenschaftlich
verkündete, seine Familie in dieser schweren
Zeit umhüllen. In Dankbarkeit und Ehrfurcht
nehmen wir Abschied von Werner Gier. Sein
Leben war ein Zeugnis für den Glauben und die
Liebe Gottes, und wir werden ihn stets in
unseren Herzen tragen.
Reiner Schreck
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im
Himmel preisen! (Matthäus 5, 17)
Ja, Werner Gier war ein “Scheinwerfer” Gottes, der das Licht, das er vom Herrn Jesus selbst empfangen hatte,
vor den Leuten leuchten liess. Und, ganz oft wurde durch seine Werke der Vater im Himmel gepriesen. Als
Ehemann, Vater und Grossvater hinterlässt er eine schmerzliche Lücke.
Werner war einer der Pioniere des ETB und der brasilianischen Missionsgesellschaft “IDE”. Nach einem klaren
Ruf Gottes, Ihm in der Mission zu dienen, und der so segensreichen und gut geführten Begegnung mit Erwin
Siegert gab es für Werner und Christine Gier nur noch das Ziel, den Menschen in Südbrasilien die gute Nachricht
zu verkündigen – in Wort und Tat:
Die Anfangszeiten waren schwierig. Der Aufbau der Missionsstation in Bozano musste geschultert werden.
Gleichzeitig war das Evangeliums-Team schon unterwegs in und mit Gemeinden, um die Menschen zur Umkehr
zum lebendigen Gott zu rufen. Wenig Geld und viel Arbeit, manche harte Zeiten und Entbehrungen waren ein
tägliches Brot. Aber gleichzeitig sah man Gottes Wirken ganz handgreiflich bei den Evangelisationen. Und das
gab Auftrieb.
Einen schweren Unfall überlebte die ganze Familie Gier und das Ehepaar Siegert durch das wunderbare
Eingreifen des Herrn Jesus – mit teilweise schweren Brandverletzungen bei Werner, Delmir Siegert und Rahel
Gier.
Werner hat immer den ganzen Menschen im Blick gehabt: Darum hat er unzählige Krankenbehandlungen bei
armen Menschen durchgeführt und auch hierbei konnten immer wieder Wunder Gottes, Heilungen nach Leib
und Seele, beobachtet werden. Kleiderspenden aus Deutschland halfen jahrzehntelang den Leuten, die diese
Bazare sehr gern besuchten.
Werner war auch ein Visionär. Schon früh führte er mit seinen Missionarskollegen eine Erkundungsfahrt durch
Brasilien durch, um vor Ort zu sehen, wo weitere Missionsstationen zukünftig aufgebaut werden könnten. Die
Missionsstation in Dourados und dann auch in Alta Floresta sind sichtbare Ergebnisse dieser Reise.
Mit seiner lieben Frau Christine erkundete er später den Nordosten Brasiliens, wieder mit dem Ziel, neue
Einsatzmöglichkeiten auszuloten.
Unzählige Projekte hat Werner “angestossen” oder hatte sie “in der Schublade”: Die Kinderevangelisation in den
Armenvierteln von Ijui, die Büchermission mit dem Campingwagen, Freizeiten mit Jugendlichen am Strand, der
Camping Oasis mit christlichem Ambiente, der Betrieb einer kleinen Seifenfabrik, die Milchviehhaltung auf dem
Kleinbauernhof, pflanzen und verkaufen von Guaraná in Alta Floresta, um nur einige zu nennen.
Neben der klassischen Missionsarbeit gab der Herr Jesus ihm die Vision einer Arbeit mit notleidenden Kindern
und deren Familien. Daraus entstanden die Kindertagesstätten in Ijui und Dourados, das
Resozialisierungsprojekt für Mädchen auf dem Kleinbauernhof in der Nähe des Dorfes Floresta und der
Begleitung von Jungs in Alta Floresta. Tausenden Kindern und Teenagern wurde und wird in diesen
Einrichtungen geholfen, nicht nur körperlich, sondern vor allem auch geistlich. Das war immer ein zentrales
Anliegen von Werner: nicht einfach nur diakonische Arbeit leisten, sondern auf das Licht der Welt hinweisen:
Jesus.
Werner war stur und flexibel. Er hatte ein starkes Temperament, das man nicht so leicht umstimmen konnte,
wenn er einmal etwas für sich als richtig erkannt hatte. Er hat als Vorsitzender des brasilianischen
Missionsvereins immer die Richtung gehalten: Erweckung, Integrierung neuer Gläubiger in bestehende
Gemeinden, Evangelisation mit der reinen Verkündigung des Evangeliums von Jesus. Er sorgte auch dafür, dass
dieser Kurs bis heute die Grundlage der missionarischen Arbeit unserer Mission ist.
Auf der anderen Seite war er flexibel, konnte sich schnell etwas (geniales) einfallen lassen, um bestimmte
Situationen zu meistern. Als kleines Beispiel will ich mit einer Anekdote schliessen:
Meine damalige Freundin, Dorothea Spiecker, absolvierte 1983/1984 ein Missionspraktikum beim ETB in Ijui.
Damals “durfte der Freund nicht seine Freundin auf dem Missionfeld besuchen”. Was für uns beide traurig war.
Aber, Werner wusste Rat: “Bewirb dich einfach beim ETB für ein Kurzpraktikum”. Gesagt, getan und so reiste ich
offiziell als Praktikant im Jahr 1984 nach Ijui um inoffiziell auch meine Freundin zu besuchen. Resultat: In
Bozano, zwischen 2 riesigen Staubwolken, die von 2 Traktoren aufgewirbelt wurden, fragte ich, ob Dorothea
meine Frau werden will. Und sie hat “Ja” gesagt...
Werner ist ein Vorbild für mich. Jemand, der Jesus von ganzem Herzen liebte, ihm diente und sein Leben
einsetzte fürs Reich Gottes. Vieles durfte ich von ihm lernen, manches aber auch anders machen, als ich in der
Verantwortung für die Missionsarbeit stand.
Werner liess das Licht von Jesus aufleuchten! – Meine Familie und ich sowie die ganze Missionsfamilie sind
dankbar für sein Leben.
Nun darf er schauen, was er ein Leben lang glaubte und verkündigte. Er ist daheim beim Vater.
Ihr Klaus Simon